Ein Besuch mitten im Urwald

Heute Morgen machte ich mich um 6:30 Uhr auf die Reise nach Mendoza. In Mendoza besuchte ich Olegario, einen Stipendiaten der zurzeit im Internat wohnt. Er wohnt zusammen mit seiner Tante und seinen Cousins etwas außerhalb von Mendoza. Er zeigte mir das Haus und seine Arbeit, die er während der Ferien machte.


Die Nacht verbrachte ich in Mendoza und am nächsten Morgen ging es weiter nach La Union. Auf einem Foto seht ihr eine Karte dort ist La Union mit einem Kreis markiert. Dort wartete Leyser auf mich, ein anderer Stipendiat des Internates. Bevor der Fußmarsch zu seinem Dorf losging, gab es erst nochmal ein Mittagessen. Danach ging es los nach Primavera. Dorthin gibt es keine Straße, das Dorf ist nur zu Fuß zu erreichen. Ich muss ehrlich zugeben ich hatte mir das Ganze ein wenig einfacher vorgestellt. Da zurzeit Regenzeit ist, war der Weg eigentlich nur Matsch. Bei jedem zweiten Schritt blieb ich im Matsch stecken und natürlich war es alles andere als Eben. Es ging nach oben und dann wieder nach unten und das die ganze Zeit. Aber zum Glück hatte ich ja mein persönliches Pferd dabei J Aber nicht dass ihr jetzt etwas Falsches denkt. Ich habe meinen Rucksack nur 20 Minuten nicht getragen, den Rest des Weges habe ich das ganz tapfer gemeistert. Da ich das diese Art von Laufen nicht gewohnt bin, haben wir natürlich ein wenig länger für den Weg gebraucht und es wurde langsam dunkel. Zum Glück hatte ich eine Taschenlampe dabei, aber auch diese gab nicht allzu viel Licht. Insgesamt mussten wir vier Flüsse überqueren. Ab und zu ging es durch den Fluss und das andere Mal über den Fluss auf einem Baumstamm. Ich war sehr froh als wir endlich in seinem Dorf waren, aber auch dann war es noch nicht geschafft. Leyser wohnt nämlich mit seiner Familie oberhalb des Dorfes und wir mussten nochmals eine halbe Stunde laufen. Ich war fix und fertig, total dreckig und heilfroh als wir endlich bei seinem Haus ankamen. Dort gab es dann eine Dusche, ein Abendessen und dann zum Glück ein Bett für mich. 

Am nächsten Morgen sah das Ganze dann schon wieder ein wenig besser aus. Das Haus steht mitten im Urwald und die Landschaft ist einfach wunderschön. Ich kann das gar nicht in Worte fassen. Beim Frühstück lernte ich seine Familie kennen. Leyser wohnt dort mit seiner Mama und seinem Bruder mit dessen Familie. Insgesamt hat er 7 Geschwister, diese sind aber schon Verheiratet und haben eigene Familien. Nur seine kleine Schwester ist zurzeit in Chachapoyas. Das Haus der Familie hat eine Küche und 4 Schlafzimmer. Die Dusche und das Klo befinden sich außerhalb des Hauses. Freiluftdusche und Freiluftklo :) Es gibt auch fließend Wasser. Das Wasser kommt von einem Fluss ganz in der Nähe. Strom gibt es so gut wie gar keinen. Abends gibt es ungefähr eine halbe Stunde Licht, da die Batterie kaputt ist. Aber man kann auch gut mit Taschenlampe und Kerzenlicht leben.  Zudem wohnen  dort viele Tiere. Die Meerschweinchen leben in der Küche unter der Kochstelle. Es wird natürlich über offenes Feuer gekocht, aber das Essen ist trotzdem richtig lecker. Zudem gibt es 2 große Schweine, 2 Ferkel, einen Hund und jede Menge Hühner. 


Von seiner Familie wurde ich sehr freundlich aufgenommen und ich muss sagen, die Gastfreundschaft ist unglaublich. Am meinem ersten Morgen gab es zum Frühstück Reis mit Bohnen, also eigentlich mein Mittagessen. Aber das ist hier immer so. Das liegt daran, dass die Männer den ganzen Tag sehr harte körperliche Arbeit verrichten und darum auch etwas Richtiges zum Essen brauchen. Zudem Essen sie wirklich richtig große Mengen. Der Bruder vom Leyser hat das 4 fache von meiner Portion gegessen, bei der ich nicht alles essen konnte, weil sie mir so viel serviert haben. Zum Essen gibt es viel Reis mit Hülsenfrüchten. Fleisch gibt es nur selten, obwohl ich auch in diesen Tagen Meerschweinchen zum Frühstück bekommen habe. Was mich ein wenig schockiert hat ist, dass zwei seiner Schwestern mit 16 Jahren geheiratet haben. Dies ist aber auf den Dörfern noch ganz normal. Es wird sehr jung geheiratet und es gibt auch sehr viele Kinder auf den Dörfern. 

 

Am Nachmittag begleitete ich Leyser auf sein Feld. Er hat ein kleines Blumenbeet in dem er Salat, Schnittlauch, Petersilie, Spinat, Karotten und Tomaten ansät. An diesem Nachmittag setzten wir kleine Salatpflänzchen. Nachdem alles gesetzt war liefen wir weiter in den Urwald und Leyser suchte einen trockenen Baum, da sie Feuerholz brauchten. Motorsägen gibt es aber keine, also fällte er mit einer ganz normalen Axt den Baum und zerkleinerte ihn dann auch.


Am nächsten Tag durfte ich mit seiner Mama die Kühe besuchen. Es ging einmal quer durch den Urwald, einen richtigen Weg gab es nicht. Mit einer Manschette wurde ein Weg gebahnt. Ich hätte mir nie träumen lassen dass ich einmal in meinem Leben quer durch den Urwald laufen darf. Es ist wunderschön, da man viele Schmetterlinge sieht, aber es ist auch sehr anstrengend, da es eigentlich nur bergauf geht und das mit dem Laufen doch nicht so einfach ist. Nach 40 Minuten waren wir dann auf der Weide angekommen. 3 Kühe und 2 Kälbchen sind dort. Auch ich durfte mein Glück im Kühe melken probieren, aber ich muss zugeben mir fehlt da einfach ein wenig die Praxis. Was ich ganz besonders toll fand, sind die vielen Früchte die es dort gibt. Es gibt frische Ananas, Limonen, Orangen, Zapote und noch viele weitere Früchte und diese sind einfach nur richtig lecker.


Den darauffolgenden Tag erntete ich Kaffee. Und das ist auch gar nicht so schwer. Auf den Fotos seht ihr die Kaffeepflanzen. Um diese Jahreszeit sind noch nicht alle Früchte reif, aber dennoch muss man die reifen Früchte ernten. Nur die roten und gelben Früchte werden geerntet, die grünen brauchen noch ein bisschen. Auf einem der Fotos seht ihr auch eine Blume an der Kaffeepflanze. Wenn die Blume verblüht ist entsteht an dieser Stelle eine Kaffeefrucht. Den ganzen Morgen ernteten wir fleißig den Kaffee. Später  wurde mit der Maschine die ihr auf einem der Bilder seht wird die Hülle der Frucht entfernt und die Kaffeebohnen kommen zum Vorschein. Jetzt müssen die Kaffeebohnen 8 Stunden trocknen und danach werden sie gewaschen und unter dem Dach ausgelegt zum Trocknen. Normalerweise wird der Kaffee auf der Wiese getrocknet, aber dies ist zurzeit noch nicht möglich, da es viel zu viel regnet. Nach 3-4 Tagen sind dann die Kaffeebohnen trocken und können verkauft werden. Was mich sehr schockiert hat ist, dass sie zurzeit für 1 kg Kaffeebohnen 4 Soles bekommen. Das sind ungefähr 1,20 € und das ist wirklich sehr wenig. Und jetzt überlegt mal was ihr in Deutschland für ein Kilo Kaffeebohnen bezahlt. 

 

Nach ein paar Tagen machte ich mich dann auch schon wieder auf den Rückweg. Dieses Mal war es aber noch viel viel schlimmer zum Laufen, da es in den letzten Tagen starke Regenfälle gegeben hatte. Ich weiß nicht wie oft ich im Schlamm stecken blieb und die Gummistiefel verlor. Ich hatte natürlich keine Gummistiefel dabei, weil ich dachte ich habe ja gute Wanderschuhe, aber die helfen da auch nicht mehr. Leyser hat mir dann seine Gummistiefel gegeben und er ist in meinen Wanderschuhen gelaufen. Am Abend war ich dann sehr glücklich als ich wieder in Chachapoyas ankam. 

 

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